»Temperaturerhöhung in Buchform« – so beschreibt der Verlag Antaios den wiederentdeckten Roman Laternenpfähle warten von Hubert Ernst Gilbert. Doch kann das Buch halten, was der Verlag verspricht?
Fakt ist: Bei Gilbert marschieren die Freikorps noch. 1923 ist Deutschland in einer schweren Krise begriffen: Inflation, Ruhrkampf, Defätismus allerorten. Mittendrin befindet sich Gilberts Protagonist Hauptmann Strieder – er kehrt extra aus Sibirien zurück, um seinen Dienst für das Vaterland zu leisten.
Laternenpfähle warten ist ungewöhnlich – das trifft auf das Literarische ebenso zu wie auf den Protagonisten und natürlich den Autor selbst. Kein handelsüblicher Freikorps-Groschenroman also, und damit genau richtig, um von Volker Zierke und Philip Stein in einer Episode »Von rechts gelesen« besprochen zu werden.
Guten Tag, erst einmal vielen Dank voraus für die Buchbesprechung. Ich habe tatsächlich lange Zeit überlegt, ob ich das Buch kaufe. Die Frage ist durch diesen Podcast in dem Sinne geklärt, dass ich es bleiben lasse. Ich kann aufgrund der Besprechung an diesem Werk nichts wirklich Neues, noch nie geschriebenes entdecken. Grammatikalische Feinheiten, wie die Verwendung des Dreipunkts reißen mich – umgangssprachlich gesagt – nicht vom Hocker. Da kultiviert E. Jünger in seinen Stahlgewittwern eine wesentlich zeitlosere Jugendsprache. Ich weiß jetzt aus dem Stand heraus nicht, wann (Friedrich Wilhelm?) Heinz sein Buch Sprengstoff geschrieben hat. Aber da kriegt auch jeder aus der rechten Szene sein Fett weg. In Ernst von Salomons Buch Die Stadt wird mit Bezug auf die bzw. Ausgangslage der Landvolkbewegung auch die Querfront thematisiert (was im weitestem Sinne ja sogar bei Hans Falladas Bauern, Bonzen, Bomben der Fall ist). Und Bodo Uhse beschreibt in Söldner und Soldat auch den Aktionismus und die Aktivitäten, die ihn (der Roman ist zum Teil autobiographisch) aus den Freikorpskreisen zu den Kommunisten geführt haben (ist aus meiner Sicht eher so eine Gefühlssache, dass er sich da besser aufgehoben fühlte, kann ich aber auch falsch erinnern). Etwas ungerecht empfinde ich übrigens von Herrn Zierke die generelle Einschätzung der Freikorps in der Zeit 18-23. die damaligen Akteure haben aus ihrer Sicht heraus versucht, die Niederlage von 1918 zu verarbeiten und zu bewältigen. Und das in einem Kontext, der so noch nicht erlebt oder erinnert wurde und 1945 noch nicht denkbar war (1806 ist in der Beziehung nicht vergleichbar, weil man aus Sicht der unteren Chargen tatsächlich unbesiegt war – und das wussten die meisten „Aktivisten“ von damals durchaus noch).
Tolle Folge, danke für die Besprechung!
Kommt sie noch auf Spotify?