Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse veröffentlichte der »Spiegel« einen Literaturkanon mit dem Titel »Die besten 100 Bücher aus 100 Jahren«.
Volker Zierke und Philip Stein haben diese Veröffentlichung zum Anlass genommen, nicht nur über den Status der Messe zu sprechen, sondern auch und vor allem über die Frage, ob es einen eigenen rechten Literaturkanon braucht.
Melville, Moby Dick
Homer, Odyssee
Goethe, Faust I
Schiller, Wilhelm Tell
Kleist, Michael Kohlhaas
Bradbury, Fahrenheit 451
Jünger, In Stahlgewittern
Ledig, Vergeltung
Hamsun, Segen der Erde
Solschenizyn, Ein Tag im Leben des Iwan Denissowitsch
Eine sehr gute Liste.
Immerhin die Hälfte der Werke habe ich tatsächlich mal gelesen 🙂
Bergel „Die Wiederkehr der Wölfe“
Döblin „Berlin Alexanderplatz“ (nicht per se rechts, aber ein soziales Zeitzeugnis)
Gaiser „Das Schiff im Berg“
Gilbert „Laternenpfähle warten“
Jünger „In Stahlgewittern“
Klepper „Der Vater“
von Salomon „Der Fragebogen“
Tellkamp „Der Turm“
Wass „Gebt mir meine Berge zurück“
und natürlich noch eines, ja sicherlich
Fallada, Wolf unter Wölfen
Houellebecq, Ausweitung der Kampfzone
Jünger, In Stahlgewittern
Ledig, Vergeltung
Lindgren, Die Brüder Löwenherz *
Noll, Die Abenteuer des Werner Holt *
Raspail, Sieben Reiter verließen die Stadt
Tellkamp, der Eisvogel
Tolkien, Der Herr der Ringe
Vegesack, Die baltische Tragödie
*haben mich als Kind stark geprägt
Danke für den Hinweis auf „Die Brüder Löwenherz“. Unbedingt lesenswert in allen Altersklassen, wenngleich hier vielleicht nicht im engeren Sinn zugehörig.
Hm. Zehn Romane also? Na gut, mir fielen da folgende Werke ein:
-Heimat ist ein Paradies 1 von Viktor Streck
-Heimat ist ein Paradies 2 von Viktor Streck
-Im Schatten der Eule von Viktor Streck (ist im Grunde die Fortsetzung von H.i.e.P. 1& 2)
-Gläserne Bienen von Ernst Jünger
-Sire von Jean Raspail
-Der Ring des Fischers von Jean Raspail
-Sieben Reiter verließen die Stadt von Jean Raspail
-Arme Kassandra von meiner Wenigkeit (aber das vom tredition-Verlag)
-Sein Leben, seine Milliarden von Don Rosa (einschließlich der Zusatzkapitel)
-Ein schwarz-rot-goldener Traum von Hans Roemer
Klingt gut.
Manche von denen kenne ich sogar. Tolle Bücher.
Der Herr der Ringe, JRR Tolkien
Ein Kampf um Rom, Felix Dahn
In Stahlgewittern, Ernst Jünger
Zwischen Weiss und Rot, Edwin Dwinger
Tiger im Schlamm, Otto Carius
Der Fragebogen, Ernst von Salomon
Heerlager der Heiligen, Jean Raspail
Fahrenheit 451. Ray Bradbury
Ins Blaue, Volker Zierke
Der Wüstenplanet, Frank Herbert
Homer auf jeden Fall, aber die Bibel natürlich auch, die natürlich mehr ist als Literatur — sage ich jedenfalls als gläubiger Christ. Hatte doch Antike wie die Heilige Schrift großen Einfluss aufs Abendland und dessen Kunstwerke.
Merkwürdig fand ich den eher desinteressierten Gesprächspartner, der auch noch auf Harald Schmidt verwies. Ernsthaft? Dann war Schmidt eben nie ein großer Leser; ich beziehe Grundsicherung, hatte nie viel Geld und bin ohnehin Schulabbrecher und arbeitslos (krankgeschrieben). Dennoch ging in den letzten zwanzig Jahren fast alles für Bücher drauf, sodaß ich inzwischen beinahe die 3000 (dreitausend) erreicht habe.
Ist ein Rückzugsort, eine Bücherhöhle, in der man vor der hier im Ruhrgebiet immer häßlicher werdenden Umwelt in andere Welten entfliehen kann. Muß auch sagen, daß ich eher an alter Literatur Interesse habe, wozu ich natürlich auch die Weimarer Klassik und deutsche Romantik, aber sicherlich auch einiges von Shakespeare zählen würde — aleine Hamlet und King Lear sind brillant.
Immerhin hat der (depressive? naja, bin ich ja auch) Gesprächspartner zurecht den Zitelmann abgelehnt, denn das hatte mir schon damals mißfallen, als ich den Klappentext — „Von Arndt bis Zitelmann“ (LOL?) — las.
Wie Dr. Krah in einem Schnellroda-Podcast sagte: „kenn‘ den gar nicht.“ Zitelmann ist Sklave seines Nudelholzes, spielt sich aber als „selfmade man“ auf; da wäre ich lieber Tagelöner im Kaiserreich.
Vielleicht wurde ja seine Dissertation aufgenommen, der Rest von Zitelmann, auch dessen Leben, ist unter aller Kanone. Daß er, mit über sechzig!, noch Vater werden möchte und zugibt, zwei Frauen Anfang sowie eine Ende zwanzig als Geliebte zu halten, von denen letztere wohl ein Kind sich wünschen könnte, wie er anmerkte, ist ein starkes Stück. Er zerstört diesen Frauen ja die Paarbindungsfähigkeit, schließlich werden die beiden ja irgendwann wahrscheinlich ohnehin heiraten.
Ernst von Salomon: Die Geächteten, Der Fragebogen
Ernst Jünger: In Stahlgewittern, Gläserne Bienen, Auf den Marmorklippen
Hermann Löns: Der Wehrwolf
Vladimir Volkoff: Die Handgranate
Uwe Tellkamp: Der Turm
Ilja Trojanov: Macht und Widerstand
Jack Kerouac: On the Road/Unterwegs
Bedeutet ein rechter deutscher Literaturkanon nicht einfach (ja, natürlich ist es absolut nicht einfach), dass man sehr gute deutsche Literatur liest (nur um es einfacher zu machen, denn natürlich gibt es auch Unmengen an nichtdeutscher Literatur, die sehr gut ist)?
Die Kriterien von Gut und Schlecht sind natürlich gewisser Mode unterworfen, aber ich halte es da mit dem eigentlich ultrakonservativen Harold Bloom, der als Jude sogar politisch reichlich unverfänglich ist, hehehe, dass gute Literatur sich mit den Grundfragen menschlichen Lebens auseinandersetzt und nach Perfektion und Unsterblichkeit strebt; einem rechten Kanon kann es also nur um eine dezidiert ästhetische Position in der Literaturbetrachtung gehen, die eben von Bloom vertreten wird (ich lasse mal den von ihm geprägten Begriff der „Einflussangst“ weg, dazu kann sich Ziercke äußern, ob es für ihn als Autor eine Rolle spielt …), und die meines Erachtens auch jeder Rechte vertreten sollte.
Nicht jeder Dreck ist also Literatur, nur weil eine kaum des Schreibens kundige sozial benachteiligte Minderheit erstmals krasse Sexualpraktiken widergibt. Umgekehrt ist nicht jeder rechte Mist Teil des Kanons, nur weil der Autor ein Rechter war/ist oder rechte Themen wie Krieg und Stahlgewitter bespielt hat (man merkt, bei Ernst Jünger würde ich zB das Abenteuerliche Herz eher in den Kanon aufnehmen, aber nicht die Stahlgewitter … tue mich aber als Jünger-Fan durchaus schwer, ob überhaupt ein Werk in einen überzeitlichen Kanon gehört, vielleicht am ehesten seine Kriegstagebücher zum Zweiten Weltkrieg). Dann kann im ethno-pluralistischen Sinne und muss auch ein so gewaltiges und anrührendes Werk wie „Die Gebrüder Maschber“ von Pinchas Kahanowitsch zum rechten Kanon gehören, genauso wie Michael Scholochows „Der Stille Don“. Sprich, auch wenn man über einen rechten Kanon spricht, kommt man schnell zur Entgrenzung, was die Diskussion halt rasch so unproduktiv macht.
Natürlich hat Bloom gerade im deutschsprachigen Bereich eine klare Schlagseite, in seinem Kanon findet man Goethe, aber keinen Heinrich von Kleist (der unzweifelhaft der größte Dramatiker unserer Sprache war und zugleich so rechts, dass rechts von ihm nur noch die Wand und eine Kugel wartete), keinen Hölderlin, aber auch keinen Heine (gut, letzteres kein Verlust, ein „Talent, kein Charakter“, wie Karl Krauss boshaft meinte). Novalis mit der gesamten Deutschen Romantik fehlt genauso wie Karl Philip Moritz. Vom Barock wollen wir nicht reden, Gryphius oder Grimmelshausen, Fehlanzeige. Aber beide deutsche Urgesteine.
Ich muss übrigens an Manschette gerichtet sagen: Chapeau, das Zitelmännchen wurde von Ihnen wunderbar charakterisiert. Und ich muss Ihnen auch recht geben: Kein Kanon, sei es von Jungeuropa, sei es aus Schnellroda (auch die sprachen ja darüber und leider war es der Teil, wo Herr Berndt erkennbar zu schwächeln begann), kann das Lesen ersetzen.