Untergehakt steht eine Handvoll Aktivisten der spanischen Bewegung »Hogar Social Madrid« vor dem Ladenlokal eines Friseurs in Madrid, der von der Zwangsräumung bedroht ist.
Als die Polizei anrückt, um die Zwangsräumung durchzuführen, singen die Aktivisten vor dem Lokal: »MANTENERSE EN PIE EN UN MUNDO EN RUINAS.« Grob übersetzt etwa:
»Auf den Füßen bleiben, auch wenn die Welt in Trümmer zerfällt.«
Und noch während die Polizei beginnt, die ersten Aktivisten von der Schwelle der Eingangstür hinwegzutragen, ertönt aus dem Inneren die machtvolle Antwort »No podrán acabar con la ayuda nacional!«
»Sie können die nationale Solidarität nicht aufhalten!«
Das Lokal wird in dieser Stunde nicht geräumt, zu fest stehen die Männer und Frauen hinter der Tür und zu stark ist heute ihr Wille, sich dem Spekulantentum nicht zu beugen. Der Betreiber des Geschäfts, der Friseur Patricio, gehört zu den Opfern einer beispiellosen Spekulationswelle in Spaniens Innenstädten. Seit vierzig Jahren schneidet er seinen Nachbarn im Barrio die Haare, ist Freund und geschätzter Spezialist für schwierige Frisuren und den kleinen Klatsch zwischen zwei Dauerwellen.
Als alleiniger Versorger seiner Familie steht er stellvertretend für viele Angehörige des spanischen Mittelstands. Doch nun kann er die sprunghaft und unerbittlich steigende Miete nicht mehr zahlen, ein Immobilienhai hat die Liegenschaft gekauft und treibt mit dem Leben von Patricio und seiner Nachbarn das grausame Spiel der Mietspekulation.
So wie Patricio geht es vielen Spaniern. Die Folgen sind verödende Innenstädte, der Verlust lokaler Bindungen und die schrittweise Zerstörung der sozialen Struktur in den Barrios spanischer Städte.
Doch Spanien wandelt sich. Innerhalb weniger Jahre ist die ehemals kleine, rechte Hausbesetzergruppe »Hogar Social Madrid« zu einer eindrucksvollen Bewegung angewachsen, die bereits mehrfach mit Großdemonstrationen oder schnellen und fantasievollen Aktionen auf sich aufmerksam machen konnte.
Etwas bewegt sich in Spanien – und die jungen Leute von »Hogar Social Madrid« stehen in der ersten Reihe.
Der Jungeuropa Verlag betreibt den einzigen deutschen Weblog, der bis dato (und von nun an regelmäßig) über die spanische Bewegung »Hogar Social Madrid« berichtet.
Sehr interessant, was in anderen europäischen Ländern so läuft.
Danke schön.
Danke für diesen Beitrag einer rechten Bewegung in Spanien, die sich für die kleinen Leute einsetzt und über eine gewisse Stärke verfügt. Ich habe schon gedacht dort gebe es nur noch linke Gruppirrungen oder nationale Katalanen, die eine Unabhängigkeit von Madrid wollen, sich dabei aber der EU unterwerfen. Deren weiß-blaues Logo habe ich jedoch schon mal gesehen, dieses kann ich jetzt jedoch besser zuordnen.
Gibt es für die Katalanen zur Zeit eine andere Alternative ? Auch unser Blog betrachtete das Themengebiet Spanien.
https://gegenstrom.org/2017/02/22/katalanischer-patriotismus-europaeischer-aufbruch-und-linke-solidaritaet-teil-i/#comment-12