In Rumänien gibt es andauernden Protest gegen die Maßnahmen der Regierung, die den überraschend erfolgreichen parteilosen Präsidentschaftskandidaten Călin Georgescu schikaniert, seinen Wahlerfolg annullieren und ihn selbst kurzzeitig sogar öffentlichkeitswirksam verhaften ließ. Für ein Lagebild von der »Front« haben wir Kontakt zu rumänischen Rechten gesucht und dabei Daniel Dragos kennengelernt. Daniel ist 25 Jahre alt und seit fast zehn Jahren in nationalistischen Kreisen aktiv. Unter anderem war er vier Jahre lang Mitglied der Gruppe »Camarazii« (»Die Kameraden«), die aus Nationalisten und Fußball-Ultras bestand. Er selbst bekennt sich zu einer nationalrevolutionären Synthese von »Rechts« und »Links« und ist bei Instagram als »le.corsair.noir« unterwegs.
🇬🇧 English version below.
Daniel, vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, uns trotz der anhaltenden Proteste einige kurze Fragen zu beantworten. Wie ich auf Instagram sehen konnte, nimmst du an den Protesten in der rumänischen Hauptstadt Bukarest teil. Auf Instagram hast du unter anderem geschrieben: »Das hier ist nur der Anfang, lasst uns den Kampf fortführen!« Welcher Kampf ist das, den ihr seit Dezember 2024 kämpft?
Danke für euer Interesse an Rumänien, das momentan seine schlimmste politische Krise der letzten 35 Jahre durchmacht.
Alles fing am 24. November 2024 an, nachdem das Ergebnis des ersten Wahlganges der Präsidentschaftswahl verkündet worden war, in dem der souveränistische Kandidat Călin Georgescu die Mehrheit der Wählerstimmen erhalten hatte. Von diesem Tag an führten Medienkonzerne, Universitäten, Globalisten und Liberale eine allumfassende Kampagne zur Verunglimpfung Georgescus. Als sie feststellen mussten, dass ihre Propaganda keinen Erfolg hatte, weil Georgescu nur immer beliebter wurde, annullierte der Verfassungsgerichtshof am 6. Dezember, zwei Tage vor dem zweiten Wahlgang, das Ergebnis des ersten Wahlganges und begründete das mit ausländischer (russischer) Einflussnahme durch Unterstützung des souveränistischen Kandidaten, obwohl es dafür keinerlei klare Beweise gab.
Jetzt also die Bekanntgabe der Ablehnung Georgescus für die Präsidentschaftswahl im Mai durch die rumänische Wahlkommission. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, eine Art russischer Agent zu sein. Was denkst du über diese Vorwürfe?
Georgescu ist Russland freundlich gesonnen und hat das auch öffentlich zugegeben. Darüber hinaus hat er sich in der Zeit, als er in Wien lebte, mehrmals mit Alexander Dugin getroffen.
Ich bin aber nicht der Meinung, dass das Indizien dafür sind, dass man ihn als russischen Agenten betrachten sollte. Nochmals: Es gibt keine Beweise dafür, dass Russland ihn in irgendeiner Weise unterstützt.
Erleben wir in Rumänien womöglich eine Art »Euromaidan« – nur eben von der anderen Seite? In Deutschland schreiben die großen Mainstreammedien nämlich immer wieder, in Rumänien streite das Volk über die Frage der sogenannten Westbindung. Ihr werft der EU vor, sich in eure Wahlen einzumischen, also auch in eure Souveränität. Kannst du uns das erklären?
Die Proteste sind nationalistischer Art. Die Menschen haben erkannt, dass das Regime in Bukarest auf Anweisung aus dem Westen handelt. Kürzlich hat beispielsweise der französische Botschafter in Rumänien die Richter aufgesucht, die die Wahl annulliert haben, um ihnen zu gratulieren.
Was wird nun passieren? Das Gericht hat die Ablehnung Georgescus gestern offiziell bestätigt.
Es sind die gleichen Richter, die die Wahl annulliert haben, also können sie Georgescu keine Gerechtigkeit widerfahren lassen, und so bleiben uns als einziger Ausweg die Proteste.
Es hat sich gezeigt, dass dieses Marionettenregime nicht durch demokratische Wahlen zu Fall gebracht werden kann.
Viele Deutsche haben ein sehr dürftiges Bild von Rumänien. Und auch viele deutsche Rechte wissen wenig über rechte Gruppen in Rumänien. Kannst du uns kurz erklären, wo du organisiert bist und was ihr macht? Und vor allem: Welche Rollen spielen rechte Aktivisten bei den anhaltenden Protesten?
Nun, wenn es um rechte Gruppierungen in Rumänien geht, ist die Lage ein wenig kompliziert. Bisher haben rechte Aktivisten es vermieden, an den Protesten teilzunehmen, angeblich weil sie für keinen Politiker Partei ergreifen wollen.
Ich hoffe, sie werden einsehen, dass es nicht mehr nur um einen Mann – hier: Călin Georgescu – geht, sondern um die Freiheit.
Von den Ultras erwarte ich schon eher, dass sie sich an den Protesten beteiligen werden.
Ich persönlich gehöre seit 2022 keiner konkreten Gruppe mehr an.
Vielen Dank für das Gespräch!
Daniel, thank you for taking the time to answer a few brief questions despite the ongoing protests. As I have seen on Instagram, you are partaking in the protests in the Romanian capital Bucharest. You wrote on Instagram, among other things: »This is just the beginning, let’s continue the fight!« What fight have you been fighting since December 2024?
Thank you for your interest in Romania, which is currently going through the worst political crisis in the last 35 years.
It all started on 24 November 2024, after the result of the first round of the presidential elections, when the sovereignist candidate Călin Georgescu came first. From that day, media trusts, universities, multinationals and liberals started a total campaign to denigrate Georgescu.
In this context, seeing that their propaganda was not successful, in the sense that Georgescu was becoming more and more popular, on 6 December, two days before the second round of the elections, the Constitutional Court annulled the result of the first round, invoking the involvement of foreign powers (Russia) in supporting the sovereignist candidate, without there being clear evidence of this.
And now the announcement that Georgescu has been rejected by the Romanian electoral commission for the presidential election in May. Among other things, he is accused of being some kind of Russian agent. What do you think about these accusations?
Georgescu has a sympathy for Russia, which he made public. Moreover, he even met Alexander Dugin several times, when the Romanian lived in Vienna.
But I don’t think this is evidence to consider him a Russian agent. I repeat, there is no evidence that Russia supports him in any way.
Are we possibly experiencing some kind of »Euromaidan« in Romania—just the other way around? In Germany, the big mainstream media keep writing that Romanians were arguing about the issue of so-called Westernisation. You accuse the EU of interfering in your elections, and therefore also in your sovereignty. Can you explain that to us?
The protests have a nationalist character. People have seen that the regime in Romania is acting on the orders received from the West. For example, the other day, the French ambassador to Romania went to the judges who canceled the elections to congratulate them.
What is going to happen now? The court officially confirmed Georgescu’s rejection yesterday.
They are the same judges who annulled the elections, so they cannot give Georgescu justice, therefore, the only remaining option are the protests.
It has become obvious that this puppet regime cannot fall through democratic elections.
Many Germans have a very poor image of Romania. And many right-wing Germans also know little about right-wing groups in Romania. Can you briefly explain where you are organized and what you do? And above all: what roles do right-wing activists play in the ongoing protests?
Well, when it comes to right-wing groups in Romania, the situation is a bit complicated.
Until now, right-wing activists have avoided coming to the protests, saying that they don’t want to be associated with any politician. I hope they will realize that now it is not about a man, in this case Călin Georgescu, but about freedom. Rather, I expect the ultras to come to the protests.
Personally, since 2022 I am no longer a member of any group.
Thank you very much for the interview!