Michel Houellebecq ist das »Enfant Terrible« der europäischen Literatur. Nahezu jeder seiner Romane löste einen handfesten Skandal aus. Denn Houellebecq schießt nicht nur scharf – etwa gegen den Islam, den Feminismus oder die Europäische Union. Es ist vielmehr seine Fähigkeit, den Finger auch in die emotionale, gesellschaftliche Wunde zu legen, die ihn zu einem so umstrittenen Autor hat werden lassen.
Und doch: Selten ist das Urteil der »Literaturkritiker« so positiv, ja überschwänglich ausgefallen, wenn es um einen neuen Roman des Franzosen ging. Volker Zierke und Philip Stein stellen sein vielleicht letztes Werk Vernichten auf den Prüfstand.
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Ganz ehrlich – der Podcast war wesentlich besser als das besprochene Werk, welches mir zu wenig pointiert ist. Und dabei bin ich ausgesprochen begeisterter Houellebecq-Leser.
Serotonin, Lanzarote, Plattform, Unterwerfung… Im Prinzip schreibt ja Houellebecq immer das gleiche Buch: Die Geschichte des mehr oder weniger latent depressiven abendländischen Mannes unserer Zeit, in der sich wohl jeder männliche Europäer wiederfindet, der die totale Erosion unserer Kultur wahrnimmt. Jedes Buch wirft das Licht auf eine neue Facette der gleichen Gestalt und das gelingt auch wieder bei „Vernichten“ – jedoch viel zu langatmig. Für mich kommt der Roman leider nicht an die oben genannten heran. Den Rezensenten möchte ich aber diese Werke ausdrücklich empfehlen! Über eine nachfolgende Analyse im Podcast würde ich mich sehr freuen.