Italien-Wahl: der populistische Moment

Jetzt ist er da: der populistische Moment.

Doch über das Wahlergebnis in Italien wird, vor allem vor dem Hintergrund der Einstellung Giorgia Melonis zum »Westen«, zur NATO und auch zu Deutschland, noch zu sprechen sein. Dafür scheint es jedoch zu früh. Fakt ist, dass es sich in Italien um einen Sieg der Populisten handelt. Was ist davon nun zu halten?

Wie passend: »She prefers Roger Scruton to Alain De Benoist.«

Volk vs. Eliten

In einem Aufsatz aus dem Jahr 2004 (!) schreibt Alain de Benoist folgende prophetische Zeilen über den Populismus der frühen 2000er-Jahre: 

»Und dennoch hat dieser Populismus, so kritikwürdig er sein mag, Symbolwert. Als Reaktion des Volkes gegen die Eliten, der kleinen Leute ›von unten‹ gegen die ›da oben‹, wo Regierungserfahrung Genuss von Privilegien bedeutet, stellt er vor allem die Ablehnung einer repräsentativen Demokratie dar, die überhaupt nichts mehr repräsentiert. Als Protest gegen das morsche Gebäude überhängender und vom eigentlichen Land abgeschnittener Institutionen ist er ein untrügerischer Indikator für die Funktionsstörungen eines politischen Systems, das den Erwartungen der Bürger nicht mehr entspricht und sich als unfähig erweist, die Kontinuität der sozialen Beziehungen zu gewährleisten. Er ist der Beweis für ein zunehmendes Unbehagen im öffentlichen Leben, für eine Verachtung der stetig wachsenden Neuen Klasse. Er ist Ausdruck einer Krise der Demokratie […].«

Die Welt, in der wir leben, hat sich seit 2004 drastisch verändert – und doch ist die Analyse Benoists frappierend aktuell. Der Grandseigneur der Neuen Rechten hat seither immer wieder zu diesem Phänomen, das zuletzt durch die Regierungszeit von Donald Trump »bestätigt« wurde, publiziert.

Sein Buch Der populistische Moment, das u.a. erklärt, warum der Begriff des »Populismus« nicht zwingend eine abwertende Bezeichnung ist, ist seit gestern Abend wieder brandaktuell! Wer verstehen will, was – jenseits kurzfristiger Ereignisse – vor sich geht rund um Schwedendemokraten, Rassemblement National oder eben nun Fratelli d’Italia – hier sollte man das Buch bestellen

Bücher zum »populistischen Moment«

Auch unser Autor Lothar Fritze hat in seinem Buch Kulturkampf genau analysiert, welche Optionen populistische Regierungen haben und was angesichts der linksliberalen Front gegen den Souveränismus möglich erscheint. Hier können Sie das Buch gleich mitbestellen.

Kulturkämpfe sind Weltanschauungskämpfe. Ihr jeweiliger Ausgang bestimmt langfristig die Richtung, in die sich eine Gesellschaft entwickelt. Es geht sowohl um die Sicherung der Existenzgrundlagen des Volkes als auch um die Bewahrung der eigenen Lebensform sowie der Errungenschaften der europäischen Zivilisation.

Benedikt Kaiser ist ein ausgezeichneter Kenner der europäischen Rechten – und Linken. Er zeigt in seinem Schlüsseltext Die Partei und ihr Vorfeld auf, welcher grundsätzlichen Erkenntnisse eine Partei benötigt, um Erfolge zu feiern, die über das Tagesgeschäft hinausweisen. In Italien gibt es eine lebendige Szenerie patriotischer Kultur, Musik und NGOs. Wann folgt Deutschland?

Ergänzend zu Kaisers politikstrategischen Analysen ist Eberhard Straubs Zur Tyrannei der Werte zu lesen. Der vielbeachtete Essay schärft den Blick für den Werte-Extremismus der radikalen Mitte: Wenn Sie heute wieder von »Die Demokratie ist in Gefahr«, »Italien wählt den Untergang« oder »Extremisten siegen bei Wahlen« lesen, weil die Leitmedien Deutschlands mit dem Wahlergebnis unzufrieden sind, denken Sie an Straub! Mit seinen Ausführungen können Sie derartigen moralpolitischen Wertefanatismus besser einordnen – und bekämpfen. 

Zuletzt noch der Hinweis auf zwei zeitlose kaplaken-Bände aus dem Haus Antaios: Thor v. Waldstein hat dort zwischen zwei Buchdeckel gepackt, was »Metapolitik« eigentlich ausmacht und wie sich die »Rechte« auf diesem umkämpften Feld des vorpolitischen, gesellschaftlichen Terrains zu bewegen hat. Und Alex Kurtagic beschreibt in Warum Konservative immer verlieren, wieso Konservative immer linken Erfolgen hinterherhinken – auch wenn sie mal selbst Wahlen gewinnen. Sie vergessen nach der etwaigen Regierungsbildung eigene Grundsätze und Prinzipien. Und lassen sich treiben in die ominöse »Mitte«, woraufhin ihr Untergang in aller Regelmäßigkeit absehbar ist. Eine Warnung an Meloni?

Wer mehr wissen will: Wir haben Alain de Benoist in Paris besucht. Anschauen!

Verstehen Sie mich diesbezüglich nicht falsch: Ich will den »rechten« Wahlsieg in Italien nicht zerreden, bevor die Protagonisten überhaupt die Bühne betreten haben. Es ist bezaubernd, wie sich die liberale Mitte und ihre grünen Ränder in peinlichen Tränenströmen wiederfinden. Aber unser Verlag steht nicht zuletzt für eine radikale, ungeschönte Kritik und Analyse der herrschenden Verhältnisse und Ereignisse. Nur wer ehrlich zu sich ist, hat eine Zukunft. Spätestens »seit Trump« sollte doch jedem klar sein, dass Wahlergebnisse nicht automatisch fundamentale Veränderungen zeitigen! Und Claqueure, auch von »rechts«, gibt es da draußen wahrlich genug. Wir sind anders. 

(Autor: Philip Stein)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert