Es gibt Neuigkeiten von der aktivsten rechten Jugendbewegung südlich der Pyrenäen. Hogar Social hat in Madrid ein neues Haus besetzt. Wie bereits in den letzten Fällen der Besetzungen birgt auch dieser Vorgang einiges an Brisanz. Bereits in den letzten Monaten deutete sich eine stärkere Fokussierung auf die internationalen Verstrickungen der Finanzwelt als wichtiges Thema für HSM an. Dem regelmäßigen Leser dürften die im letzten Beitrag (hier lesen!) zu diesem Thema geschilderten dramatischen Folgen der Finanzkrise in Erinnerung sein. Bisher hatte sich die Bewegung darauf beschränkt, den von Zwangsversteigerung bedrohten Madrileños – mitunter auch handfeste – Unterstützung zu leisten. Doch nun scheint der Bedarf nach einer Aktion mit Symbolwirkung groß genug gewesen zu sein, um eine weitere Besetzung zu wagen.
Getroffen hat es das ehemalige Hauptquartier der Banco Madrid. Das Bankhaus mittlerer Größe hatte die Finanzkrise zu Beginn verhältnismäßig gut überstanden. Die Kunden, unter ihnen viele Rentner aus der oberen Mittelschicht, vertrauten auf das Ranking der Bank. Doch 2015 wurden im Rahmen eines Geldwäscheskandals in Andorra Vorwürfe gegen das Management von Banco Madrid laut, die alsbald zur Festnahme führender Mitglieder des Vorstandes führen sollten. Binnen weniger Stunden übernahm die spanische Zentralbank die Kontrolle über das Unternehmen und ließ es kontrolliert abwickeln. Viele ehemalige Kunden bezahlten den Konkurs der Bank mit hohen Verlusten. Dieses Mal traf eine vom Management verschuldete Krise nicht die untere, sondern die vermögende Mittelschicht. Deshalb sorgte dieser Fall für besonderes Aufsehen, das durch Hogar Social Madrid (HSM) nun unmittelbar genutzt wurde.
Spanier, die sich sonst nie Gedanken über ihre finanzielle Zukunft machen mussten, erkannten plötzlich ihre materielle Verletzlichkeit im strauchelnden Land. Sie machen sich Gedanken über den Zustand der Wirtschaft und blicken mittlerweile nicht nur nach links – zu Podemos –, sondern beginnen, auch rechte Alternativen wahrzunehmen. Den nun allseits aufkommenden Vorwurf an die Finanzwirtschaft, leichtfertig mit der Zukunft vieler Spanier gespielt zu haben, haben die Aktivisten von HSM vernommen. Ihren Anspruch, die Vertretung der vom Kapitalismus geplagten Spanier wahrnehmen zu wollen, haben sie am 23. April 2017 zur besten Siestazeit mitten im Finanzzentrum der spanischen Hauptstadt eindrucksvoll unterstrichen. Versuche des Staates, die Besetzung zu verhindern oder zu erschweren, erfolgten kaum und wenn dann nur halbherzig – es scheint sich eine Ermüdung der Exekutive bemerkbar zu machen. Es wird spannend sein, welche Schlüsse die Aktivisten für ihre nächsten Züge aus dieser Ermüdung ziehen werden!
Danke. Immer sehr interessant zu hören, was sich im europäischen Ausland so tut. Gerne mehr davon.
Die Aktivisten von HSM haben eine klare Sicht, die die IB noch ein wenig zu fehlen scheint, da man, wie Benedikt Kaiser in seinem Kaplaken „Querfront“ meint, das korrupte Dreieck, bestehend aus dem liberalkapitalistischem Wirtschaftssystem, Medien und politischen Eliten, als ganzes in Frage stellen muss.
Natürlich sind Spanien und Italien vielmehr von der Weltwirtschaftskrise betroffen gewesen und die Folgen sind noch heute zu spüren, schon daher können HSM und CPI auf dem Themenfeld noch mehr für rechte Positionen werben.
Nun gibt es in Spanien auch noch starke Unabhängigkeitsbewegungen, die zusätzlich belasten, doch das muss nicht zwingend zu Streitigkeiten führen, wie auf unserem Blog aufgezeigt wird.
https://gegenstrom.org/2017/02/22/katalanischer-patriotismus-europaeischer-aufbruch-und-linke-solidaritaet-teil-i/
Es hat sich was getan in letzter Zeit. Ein Teil unseres Autorenteams war anwesend beim „Institut für Politik & Zeitgeschichte“. Hier ein paar Einblicke:
https://www.youtube.com/watch?v=UBG1GL3jR9k&feature=youtu.be