Die Protagonisten unseres Podcasts, Philip Stein und Volker Zierke, haben nach ihrem Abitur kein Auslandsjahr in Australien bestritten – in der Bundesrepublik bereits ein erster Bruch im Lebenslauf, könnte man meinen. Doch Europa erkunden ist nicht nur Anspruch des Jungeuropa Verlags, sondern auch persönliche Passion.
Deswegen sprechen Stein und Zierke dieses Mal ausgiebig über das Reisen, die (rechte) Reiseliteratur und die Abgrenzung zum allgegenwärtigen »Travel«-Wahn. Neben allerlei Europa-Anekdoten könnte auch die ein oder andere Ankündigung für kommende Veröffentlichungen enthalten sein …
Ausser einer Reise nach Lübeck, die der junge J.S. Bach wohl weitgehend zu Fuß zurücklegte, um Meister Dietrich Buxtehude zu erleben, bewegte er sich zeitlebens nur in einem Umkreis von etwa 30-40 km.
Über 300 Jahre später gibt es quasi keinen Ort auf der Welt mehr, wo seine Kunst feingeistige Menschen nicht bewegt und berührt.
Die Tradition des an seine Heimat gebunden, mit seiner Heimat verbundenen Künstlers, wäre in diesen Tagen, in denen „erfolgreiche“ Musiker beispielweise Mehr Zeit in Flugzeugen verbringen als in ihrer Wohnung, ein interessantes Thema.
Warum soll der Künstler, den ich so toll finde, zu mir ins letzte Kaff kommen, und mir völlig überteuerte Eintrittskarten andrehen? Wenn ich ihn doch wirklich verehre und leibhaftig erleben will, dann fahre ich dorthin, wo er in seiner ihn formenden Umgebung wirkt.
Der ortlose Künstler ist ein zu überwindender Typus, was nicht meint, das er per se kein Reisender sein darf. Im Gegenteil; die Reise bekommt dann einen Wert, wenn sie vor allem das Bewusstsein des Künstlers erweitert. Dies geschieht heutzutage, wo es nur noch um die Erschliessung neuen zahlenden Publikums geht und der Künstler meist nicht mehr als Flughafen, Hotel und Konzertsaal zu sehen bekommt, kaum mehr.
Gruß von einer gebürtigen Lübeckerin, aktuell in Bulgarien unterwegs. Ich bin auch Bachfreundin, insgesamt Breitspektrum klassische Musik. Spiele selbst Geige, auch Kammermusik und Orchester. Es lebe die Kultur, Musik, Kunst.
Schön wäre es, wenn ihr eine Übersicht über die empfohlene Literatur hier in den Kommentaren bringt.